Ortsgemeinde Eulenbis
 

Familiengeschichten

Eulenbis war im 19. und 20. Jahrhundert Wohn- und Arbeitsort für viele Familien. Der Haupterwerb lag in der Landwirtschaft und den damit verbundenen Berufen, wie Wagner, Schmied, Hirte, Ackerer, Metzger, usw.

 

Harte Arbeit war erforderlich um die Familie zu ernähren und in schlechten Jahren war der Hunger ständiger Begleiter der Menschen. Trotzdem blieben viele ihrem Heimatort treu, was unter anderem die Namen die im Laufe der Jahrhunderte registriert wurden eindrucksvoll demonstrieren.

 

Die häufigsten Familiennamen waren.

 

  • Blauth

  • Dein

  • Jung

  • Weber

  • Bäcker

  • Zins(ß)meister

  • Henn

  • Schmidt

  • Müller

  • Scherer

  • Gehm

  • Huber

 

Viele Nachkommen aus diesen Familien leben heute noch im Dorf. Einige Namen gibt es allerdings in Eulenbis nicht mehr oder sind nur noch vereinzelt vertreten (Bäcker, Henn, Huber, Müller, Schmidt). Die Familien Blauth sind stark vertreten im Vereinsleben von Eulenbis. Politisch waren sie eher inaktiv. Es gibt keinen Nachweis, dass Mitglieder der Familien Blauth im 20. Jahrhundert ein politisches Amt inne hatten.

 

Der Name Schmidt steht in engem Zusammenhang mit dem Bürgerhaus Eulenbis. Wie dieser Familienstamm nach und nach ausstarb wird berichtet.

 

Die Familien Schmidt/Scherer/Denzer

 

Türstein

 

 

Der oben skizzierte Türstein über der Eingangstür zum ehemaligen Wohnhaus eines großen Bauernhofes weist als Baujahr 1862 aus. Als Erbauer sind Peter Schmidt und Katharina Wirth nachgewiesen.

 

Ein Peter Schmidt ist auch als Adjunkt (frühere Bezeichnung für Bürgermeister) von 1826 bis 1837 tätig gewesen. Ob es der gleiche war, der den Hof in der Hauptstraße 8 erbaut hat ist nicht bekannt, aber sehr wahrscheinlich. In der Ortschronik von Eulenbis begegnet uns der Name Peter Schmidt dann öfter im Zusammenhang mit dem Amt des Adjunkten:

 

Peter Schmidt 1826 -1837 11 Jahre
Peter Schmidt II 1869 - 1879 10 Jahre
Peter Schmidt II 1884 - 1890   6 Jahre
Peter Schmidt III 1890 - 1920

30 Jahre

 

Wir können davon ausgehen, dass die Eigentümer des Hauses Hauptstraße 8 insgesamt 57 (nicht zusammenhängende) Jahre lang die Geschicke der Gemeinde Eulenbis maßgeblich beeinflusst haben.

 

Peter Schmidt III war auch lange Zeit der Vertreter unserer Region als Schöffe beim Amtsgericht in Zweibrücken. Ein Bild aus jener Zeit (im Ratssaal) zeigt ihn in der Mitte gestandener Männer, die alle einen Schnurrbart tragen, nur Peter Schmidt III ist ohne Schnurrbart; ja, ja, die Eulenbiser waren schon immer Individualisten.  

 

Peter Schmidt III hatte keine männlichen Nachkommen. Seine beiden Töchter Dora und Adolfine heirateten zwei Brüder aus Katzenbach namens Scherer.

 

 

Dora

 

Während Dora nach Katzenbach zog, blieb Adolfine mit ihrem Mann Richard Scherer im Bauernhaus in Eulenbis. Die Ehe blieb kinderlos. So nahm Richard Scherer und seine Frau eine Tochter an, die später Hartwig Denzer heiratete.(Martha Denzer starb einen schrecklichen Tod. Sie wurde von der Deichsel eines beladenen Heuwagens aufgespießt und starb an den zugezogenen Verletzungen). Aus dieser Verbindung stammt der spätere Erbe Richard Denzer. Er heiratete Gertrud Manz und hat mit ihr zusammen 2 Kinder, Silke und Martin. Das Ehepaar Denzer führte den Hof, nach einer kurzen Zeit der Verpachtung, weiter bis zum Jahre 1989. Dann ging der Besitz in das Eigentum der Gemeinde über, die daraus ein Bürgerhaus mit allen Nebeneinrichtungen entwickelte.   

 

Die Familie Henn und andere, Drittes Reich

 

Die Familie Henn, die vor allem im Tal, auf der Mückenmühle und auf der Pfeifermühle zuhause war, hat sich unternehmerisch betätigt. Die Mühlen im Tal, die Wasserpumpstation für Eulenbis und das Sägewerk, das heute noch unter dem Namen Henn Bestand hat, sind unter ihrer Regie gelaufen. 

 

Der letzte tätige "Mückenmüller" war August Henn, der die Mühle bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts betrieb. Sein Sohn Friedrich hat nach dem Tod seines Vaters die Mückenmühle an das Ehepaar Nelly und Hanns Josef de Graaff verkauft. Damit endete die Ära Henn auf der Mückenmühle. 

 

Auf der Pfeifermühle erwarb im Jahre 1864 ein Adam Henn, aus der Sippe der Henn's von der Mückenmühle, die bestehende Ölmühle. 1874 wurde ein Sägewerk angegliedert. Der 1882 geborenen Adolf Henn übernahm am 01.01.1911 den Betrieb.

 

Unter ihm begann ein kontinuierlicher Aufschwung des Sägewerkes. Er erhielt im Jahr 1962 anlässlich seines 80. Geburtstages das Bundesverdienstkreuz am Band. Adolf Henn konnte 1970 noch das 100jährige Bestehen der Firma Adolf Henn GmbH erleben, bevor er am 09.11.1970 starb. 

 

Die Henn's gaben auch vielen anderen Familien in Eulenbis Brot und Arbeit. Ein gutes Beispiel ist z.B. die Verbundenheit der Familie Blauth mit dem Sägewerk. Auf dem Bild ist Blauth Karl III abgebildet, der mit seinem Pferdefuhrwerk Stammholz aus ganz Rheinland Pfalz herbeischaffte.

 

 

Pferdewagen Blauth

 

Aus den Schultagebüchern und den Protokollbüchern der Gemeinde wissen wir einiges über die Gemeinde im "Tausendjährigen Reich". Mit Ruhm bekleckert haben sich die Einwohner in ihrer Mehrzahl nicht. Ein Opfer von Denunziation und Kleingeisterei wurde der Polizeidiener August Jung. Er  und der Bürgermeister Gehm Karl II sind als aufrechte Männer bekannt. Sie verloren allerdings durch ihren aufrechten Gang Amt und Würde. August Jung wurde aus seinem Amt als Polizeidiener entlassen, das er seit 1909, mit Unterbrechung 1915-1919 wegen Krieg, ausübte. Alle Pensionsansprüche wurden ihm gestrichen. Da ihm aber keine Verfehlungen nachzuweisen waren, mussten ihm im Nachhinein die geltend gemachten Pensionsansprüche zugebilligt werden. Bürgermeister Karl Gehm II, der seit 1920 im Dienst war, legte im Mai 1933 sein Amt nieder, kurz nachdem der Gemeinderat beschlossen hatte, Adolf Hitler die Ehrenbürgerschaft anzutragen.

 

Angelockt durch das Motto "Zurück zur Scholle", waren die Einwohner bereit zu glauben, die Nazis würden sie in eine gute Zukunft führen. Was daraus wurde wissen wir heute.

 

Wie obrigkeitsgelenkt die Ratsmitglieder waren, lässt sich am besten aus dem Vorfall der Ehrenbürgerschaft für den Führer ablesen. Am 03.01.1934 wurde der Rat davon in Kenntnis gesetzt, dass Adolf Hitler die Ehrenbürgerschaft angenommen hätte. Aber auch andere Ereignisse aus dieser Zeit zeichnen ein Bild von der Verführbarkeit der Bevölkerung. Bis in den Ablauf des Bergfestes und die Gestaltung von Kindergärten und Schulen waren die braunen Gesellen eingedrungen.