Ortsgemeinde Eulenbis

Beerewei(n)museum

Beerewei(n)königin Michelle I.

 

********Das Museum ist vorübergehend geschlossen*******

 

 

Einblick in die Konzeption des Beerewei(n)museums gibt eine Schrift, die eine Führung durch das Museum beschreibt:

 

Die Gemeinde hat 1990 einen Bauernhof aufgekauft, der den Vorteil hatte mitten im Ort zu liegen. Die Absicht war, diesen Hof zum Multifunktionszentrum umzufunktionieren, ohne den Gebäudebestand wesentlich zu verändern. Neben vielen anderen Räumen, fand man einen Kelterraum mit der Obstmühle und der Keltereinrichtung vor. Der Gemeinderat hat nach langen Beratungen und vielen Diskussionen beschlossen hier ein kleines Museum einzurichten, um interessierten Besuchern zu zeigen, wie unsere Altvorderen eines ihrer Lieblingsgetränke, den Beerewei(n) hergestellt haben.

 

Kein allgemeines Heimatmuseum, die es im Kreis in ausreichender Zahl gibt, sollte entstehen, sondern ein speziell der Beerewei(n)herstellung gewidmetes Museum. 

Nun ist das Wort "Beerewei(n) " ein wenig irreführend. Besucher, die nicht aus der engeren Umgebung stammen, nehmen meist an, es handele sich um Wein, hergestellt aus Himbeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren usw. Dem ist nicht so. Beerewei(n) -wird aus einer speziellen Sorte Birnen hergestellt, in unserer Gegend aus der sogenannten "Osborner" oder Frankelbacher Birne. Der Stammbaum dieser Birnenart ist auf einem Zeitungsausschnitt aus dem Jahre 1926 zu sehen. Die Birnen selbst sind auf dem Bild am ersten Sandsteinpfeiler zu sehen. Zum Essen sind diese Birnen weniger gut geeignet. Sie sind trocken und bitter im Geschmack zur Beerewei(n)herstellung eignen sie sich aber hervorragend. 

 

Im 19. Jahrhundert gab es in der Westpfalz eine ganze Reihe von Obstmühlen. Einige Exemplare sind auf den Bildern, die uns Frau Bärbel Fallot Burkhard gestiftet hat zu sehen. Auf der daneben- hängenden Landkarte sind die ehemaligen Standorte aufgezeichnet. 

Die graphikartigen Pläne zeigen den technischen Aufbau der Obstmühlen, wie sie bei uns gebaut •wurden. Nach diesem Prinzip ist auch unsere Obstmühle konstruiert. Es gab viele andere Bauformen. Um einen Vergleich zu haben, sehen sie sich später die Kupfer- Stahl- und Holzstiche die im Museum vorhanden sind näher an. 

 

Einige Bilder von Birnenbäumen zeigen diese in den verschiedenen Jahreszeiten. Auf einigen kann man erkennen, wie mächtig diese Bäume werden können, und wie dominant sie in der Landschaft wirken. Der Schnitt durch einen alten Baum zeigt, dass der Stamm im Laufe der Jahre nicht rund bleibt, sondern eine ganz unregelmäßige Form annimmt. 

 

Auf dem ersten Podest sehen wir allerlei Utensilien, wie sie zur Beerewei(n)ernte -aufbewahrung und -transport verwandt wurden. Das Kohl- oder Sprautuch, mit 10 x 10m und einem Loch in der Mitte wurde unter den zu erntenden Birnbaum ausgebreitet. Die Äste des Baumes wurden dann mit langen Stangen, an deren Ende ein Haken angebracht war, geschüttelt. Dann wurde das Tuch von allen Seiten gegen den Baum angehoben und die Birnen in Weidenkörben gesammelt, wobei unbedingt darauf zu achten war, dass weder Äste noch Blätter mit in den Korb kamen. Die Körbe wurden dann in Jutesäcke abgefüllt und 5 bis 10 Tage in einem dunklen Raum gelagert, bis die Birnen richtig teigig waren. Alsdann wurde die Obstmühle in Gang gesetzt. Sie wurde von einer Kuh oder von einem Pferd gezogen. Damit die Tiere nicht gleich alles auffressen konnten wurden ihnen Maulkörbe umgebunden. Waren die Birnen genügend zerquetscht, wurde die "Maische" mit der sogenannten "Sauboll" in die Kelter geschöpft und zu Saft ausgepresst. Der zurückgebliebene Obstkuchen wurde ans Vieh verfüttert Der Saft reifte in großen Holzfässern zum Beerewei(n), der als willkommenes Getränk in allen Haushalten unserer Region vorhanden war. 

 

Wie sehr Birnbäume in unserer Gemeinde vertreten waren und sind lässt sich auf der Gemarkungskarte erkennen. Sie wurde 1994 markiert und die Markierung wird fortgesetzt. Sie zeigt in der Farbe braun Birnbäume von denen man noch wusste, dass es sie einmal gab. In grün ist der Bestand im Jahre 1994 dargestellt. Die roten Markierungen zeigen neu gepflanzte Bäume ab 1994. Einer davon steht heute im Hof unseres Bürgerhauses und wurde 1994 von unserem Landrat, Herr Rolf Künne anlässlich des "Tag des Baumes" gepflanzt. 

 

Auf dem zweiten Podest sehen wir eine Kartoffelmühle, wie sie die Bauern zum zerkleinern gedämpfter Kartoffeln benutzten, die sie dann an ihre Schweine verfütterten. Ärmere Bauern, die sich keine Obstmühle leisten konnten, haben diese auch zum zerkleinern von überreifen Birnen eingesetzt. Die Mühle wurde dazu mit Kelterlack gestrichen, damit die Sauberkeit gewährt war. Das Holzfässchen wurde, ähnlich wie die Korbflaschen auf dem ersten Podest mit aufs Feld genommen. Übrigens wurde der Beerewei(n) auf dem Feld mit Wasser verdünnt getrunken, um vorzeitige Ausfallerscheinungen wegen Trunkenheit auszuschließen. Die kleine Presse ist eine Tischpresse aus dem Jahre 1878, die dazu diente im Haushalt Obstsäfte herzustellen. Der Beerewei(n)krug aus Salzbrand ist, wie viele der Kupfer-, Holz- und Stahlstiche, sowie allerlei Gerätschaften eine Leihgabe des Kaiserslauterer Historikers Willi Fallot-Burkhardt. 

 

Obstmühle und Kelter waren von 1862 bis 1954 in Betrieb. Dann wurden sie von maschinen- getriebenen Geräten abgelöst. Um die Tradition der Beerewei(n)herstellung wieder aufleben zu lassen, haben wir erstmals 1994 wieder damit begonnen Birnen zu ernten und Wein daraus herzustellen. Die Bilder an der Ostwand zeigen Eulenbiser Bürger in der Kelterstube des Obst- und Gartenbauvereins Erfenbach. In unserem Gewölbekeller unter dem ehemaligen Wohnhaus lagern für besondere Anlässe und für Beerewei(n)proben im Museum seitdem immer zwischen 300 und 600 ltr Beerewei(n). 

 

In Bauernhöfen und -häusern, die sich eine große Obstmühle nebst Kelter nicht leisten konnten, wurden Ersatzgeräte, wie die schon gesehene Kartoffelmühle oder der "Krutzer" zur Herstellung der Maische benutzt. Der Krutzer hatte auswechselbare Messersätze für Rüben, Kartoffeln, Äpfel und Birnen. Die Walzenmühle, ein Eigenbau aus Waldgrehweiler, war hauptsächlich zur Zerkleinerung von Trauben und kleinkalibrigem Obst vorgesehen. Ebenso ist vergleichsweise das ovale Weinfass einzustufen. Es diente der Lagerung von Traubenweinen, hatte wesentlich stärkere Dauben als ein Beerewei(n)fass und fasste 325 ltr. 

 

An alte Zeiten erinnert auch die Gruppe um die beiden Pfälzer Bauern, bestehend aus Wasserbänkchen, Kumbche, Holzschuhe und Latwerchhawe. Die originalgetreue Bauernkleidung und die alten Stühle zeigen ebenfalls in längst vergangene Zeiten. 

 

Der historische Ofenstein aus Eulenbiser Buntsandstein stammt aus einem alten Bauernhaus am Ortseingang, das Ende der 80er Jahre abgerissen wurde. Die offene Feuerstelle, unten im Ofenstein, wurde im Industriezeitalter durch einen runden gusseisernen Ofen ersetzt. Das Loch für das Ofenrohr wurde einfach in den oberen Teil des Ofensteines geschlagen. Der ganze Ofenstein wurde dann zur Anpassung an den schwarzen Gussofen schwarz lackiert. Wir haben ihn durch einen Restaurator wieder in den Ursprungszustand versetzen lassen. Das Ofenrohrloch haben wir dabei bewusst belassen. Die dort befindliche Jahreszahl war 1822. Das konnten wir aus unserer Ortschronik, welche die Feuerstelle im Jahre 1925 zeigt, ablesen. 

 

In den beiden Glasvitrinen sind alte Bücher über die Weinherstellung, alte Münzen und Nachbildungen von Obstmühle und Kelter im Kleinmaßstab, sowie Trinkgefäße zu sehen. In dem neuen Buch über Obstmühlen in Rheinland Pfalz von Willi Fallot-Burkhardt ist die Obstmühle unseres Museums zu sehen, in dem Zustand, wie wir sie bei Kauf des Hofes angetroffen haben. Der aufrecht stehende Holzstab hat zur Abstützung des Scheunenbodens gedient Der Besitzer hat den Heuboden mit allen vorhandenen landwirtschaftlichen Geräten, einschließlich Traktor befahren. Nach Statik hat da keiner gefragt. Hauptsache, es ist nichts durchgebrochen. Unsere heutigen Vorschriften verlangen uns da mehr ab. Das kann man an den nachträglich eingefügten Stützen und Querbalken sehen, die die Last des Festsaales abfangen, die sicherlich nicht größer ist als früher. 

 

Der Urbaum der "Osborner" oder "Frankelbacher" Birne ist, wie schon eingangs erwähnt auf einem Dokument aus dem Jahre 1926 dargestellt. Der Baum war damals schon sehr alt, genauere Angabenfehlen leider. Er war mehrmals vom Blitz getroffen und ist 1953 endgültig auseinander gebrochen. 

 

Der kolorierte Kupferstich von Nicolaus de Fer, einem berühmten französischen Landvermesser, zeigt die Landkarte mit dem Verlauf der Saar von 1705. Die Westpfalz mitfranzösischen Ortsnamen liegt im oberen rechten Teil der Karte. Deutlich zu erkennen sind die Ortsnamen Creutznach, Sarbruck, Lautereck, Caselautre, Deux Ponts. Das Wort PRO VIN CE ist im oberen Teil der Karte deutlich zu sehen (und gibt zu der Vermutung Anlass, dass alles rechts der Saar als rückständig angesehen wurde). 

 

Eulenbis, im Juli 2023 Dr. K. Hielscher